Unsere Arbeit wird immer schneller und produktiver. Das passiert durch digitale Systeme und Werkzeuge. Aber wie wird dieser digitale Wandel gestaltet? Wer entscheidet, wie diese Produktivitätsgewinne verteilt werden? Viel zu oft werden diese Entscheidungen ohne die Mitsprache der Beschäftigten getroffen. Das muss sich ändern. Vier Grundsätze sind dabei entscheidend.
Unterstützen statt ersetzen. Das muss das oberste Prinzip bei der Einführung von digitalen Systemen sein. Mehr als jede:r dritte Beschäftigte befürchtet, durch die Digitalisierung den eigenen Arbeitsplatz zu verlieren. Das muss nicht so sein. Es geht bei der fortschreitenden digitalen Wende nicht darum, Arbeit noch profitabler und schneller zu machen. Stattdessen sollen die neuen Hilfsmittel und Werkzeuge dazu beitragen, die Arbeit in den Betrieben zu unterstützen und zu erleichtern.
Aus- und Weiterbildung verbessern. Die besten Werkzeuge allein bringen nichts, wenn man sie nicht einsetzen kann. Damit neue digitale Assistenten und Hilfsmittel auch einen Mehrwert für Unternehmen und Beschäftigte bringen, braucht es gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Diese müssen in Zusammenarbeit mit den Beschäftigten ausgearbeitet und von den Betrieben finanziert werden. Nur wenn gemeinsam eine zielgerichtete Aus- und Weiterbildung ausgearbeitet und diese kostenfrei für die Beschäftigten angeboten wird, können wir die nötige Grundlage für digital gut ausgebildete Beschäftigte schaffen. Das ist gut für die Arbeitnehmer:innen und für den Betrieb.
Recht auf Nicht-Erreichbarkeit umsetzen. Digitale Assistenzsysteme am Arbeitscomputer, WhatsApp-Nachrichten der Vorgesetzten auf dem Privattelefon oder ein neues digitales Werkzeug am Arbeitsplatz – digitale Systeme sind immer und überall präsent. Fast drei Viertel der Beschäftigten befürchten daher, dass die Überwachung durch die fortschreitende Digitalisierung zunimmt. Dem wollen wir als Gewerkschaften klar einen Riegel vorschieben. Auf europäischer Ebene haben wir mit dem weltweit ersten KI-Gesetz, dem Gesetz über digitale Märkte (DMA) und dem digitale Dienstleistungsgesetz (DSA) oder der Initiative zur „Nicht-Erreichbarkeit“ bereits viel geschafft. Diese Rechtsakte helfen dabei, die Überwachung am Arbeitsplatz zu begrenzen, das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit zu garantieren und den Schutz der eigenen Daten zu verbessern.
Sozialen Dialog als Werkzeug für die Gestaltung stärken. Dieser Grundsatz ist das Fundament für alles zuvor Genannte. Unterstützung statt Ersatz, gute Aus- und Weiterbildung, Recht auf „Nicht-Erreichbarkeit“ – all das gibt es nur, wenn wir durch einen starken Sozialen Dialog auf allen Ebenen den digitalen Wandel selbst mitbestimmten. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Beschäftigten und ihre gewerkschaftliche Vertretung auf allen Ebenen – vom Betrieb bis in die EU – ein stärkeres Wort bei der Digitalisierung mitreden. Dazu braucht es eine rechtliche Aufwertung des Sozialen Dialogs sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Sorgen wir gemeinsam dafür, dass du den digitalen Wandel mitbestimmst. Denn digitale Werkzeuge sollen unterstützen und nicht ersetzen. So schaffen wir einen digitalen Wandel, der unsere Arbeit verbessert, statt mehr Arbeit zu machen. Kämpfen wir für einen digitalen Wandel, bei dem Beschäftigte im Zentrum der Veränderung stehen und diese aktiv mitgestalten.